App-Märkte – wie der App Store von Apple oder Google Play – haben eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung und treiben digitale Innovation voran. Im Jahr 2021 wurden beispielsweise allein über den App Store Transaktionen im Wert von über 511 Mrd. EUR abgewickelt, was dem BIP von Schweden entspricht.
Die Betreiber von App-Märkten sind jedoch aufgrund ihrer integrierten Gatekeeper-Struktur auch ins Visier der Regulierungsbehörden geraten: Sie betreiben einen Marktplatz und konkurrieren dort mit ihren eigenen Apps. Dies gibt den Betreibern von App-Märkten einen Anreiz, sich selbst zu bevorzugen: Sie bevorzugen ihre eigenen Apps gegenüber denen von Drittanbietern und verzerren so den Wettbewerb und schaden der App-Innovation.
Es besteht nach wie vor Ungewissheit darüber, wie dem Self-Preferencing mit politischen Maßnahmen wirksam entgegengetreten werden kann. Obwohl der Gesetzgeber Gesetzesentwürfe zur Einschränkung des Self-Preferencing vorgelegt hat, darunter den Digital Markets Act, sind die vorhandenen theoretischen Modelle dürftig, machen uneindeutige Vorhersagen und sind nicht empirisch abgesichert. Diese Ungewissheit ist problematisch, da die App-Märkte einen komplexen Knotenpunkt der digitalen Wirtschaft darstellen, in dem regulatorische Eingriffe – wenn sie nicht „richtig“ vorgenommen werden – ebenfalls der Innovation schaden können.
In diesem Projekt wird empirisch untersucht, wie sich verschiedene politische Maßnahmen gegen die Selbstreferenzierung von Apple und Google auf die App-Innovation in deren App-Stores auswirken.
DFG: Entscheidungsarchitekturen auf Suchmaschinen-Plattformen (2024 – 2027)
Eine wesentliche Frage für Wissenschaft, Unternehmen und Politik ist, welchen Einfluss die Gestaltung einer Suchmaschinenplattform auf die Interaktionen zwischen Unternehmen und Kunden hat – bekannt als die Entscheidungsarchitektur. Bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass teils geringfügige Änderungen in der Entscheidungsarchitektur das Nutzerverhalten erheblich beeinflussen können.
Das Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es, zu untersuchen, welche Auswirkungen eine der am weitesten verbreiteten Entscheidungsarchitekturen auf Suchmaschinenplattformen für Unternehmen hat, dem sogenannten „Unendlichen Scrollen“ („Infinite Scroll“). Unendliches Scrollen bedeutet, dass dem Nutzer statt einer seitenweisen (horizontalen) Ergebnisseite eine sich vertikal kontinuierlich erweiternde Ergebnisseite angezeigt wird. In Laborexperimenten wurde beobachtet, dass sich Nutzer im Falle des Unendlichen Scrollens anders verhalten, insbesondere erhöht sich deren Nutzungsdauer sowie die Interaktion grundlegend. Trotz der weiten Verbreitung des Unendlichen Scrollens sind die Auswirkungen auf Unternehmen und Markt kaum durchdrungen.
Um die Auswirkungen zu verstehen, führt dieses Forschungsvorhaben eine quasi-experimentelle Untersuchung auf der Suchmaschinenplattform Google durch. Das Forschungsdesign folgt einer Difference-in-Differences-Schätzung und nutzt die länderspezifische Einführung des Unendlichen Scrollens zur Einteilung in Experimental- und Kontrollgruppe. Es werden Hypothesen zu den Auswirkungen des Unendlichen Scrollens auf den Traffic der Webseitenbetreiber, das Suchvolumen, die Webseitenqualität und die Werbekosten getestet. Als Datengrundlage dienen umfassende und neue Daten eines Suchmaschinen-Analytics-Unternehmens.
Dieses Forschungsvorhaben wird es ermöglichen, die Auswirkungen des Unendlichen Scrollen auf Unternehmen und Markt zu verstehen – und somit die bisher auf das Nutzerverhalten konzentrierte Forschung zu komplementieren. Die Ergebnisse werden das wissenschaftliche Verständnis von Entscheidungsarchitekturen auf digitalen Plattformen hinsichtlich einer der am weitesten verbreiteten Entscheidungsarchitektur erweitern. Durch die Ergebnisse lassen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen des Unendlichen Scrollens schätzen, denn es ermöglicht die Ermittlung verlässlicher, kausaler Schätzwerte.
Das Projekt hat große gesellschaftliche Relevanz, da die Entscheidungsarchitektur von Intermediären, insbesondere im Hinblick auf Wettbewerbsfähigkeit und Verbraucherschutz, von großem Interesse für Gesetzgeber und Regulierungsbehörden ist. Die Ergebnisse ermöglichen die evidenzbasierte Regulierung von Entscheidungsarchitekturen auf Suchmaschinenplattformen.
Abgeschlossene Drittmittelprojekte
DFG: Wettbewerb mit dem Plattformbetreiber: Eine empirisch-quantitative Untersuchung Mobiler-App-Plattform-Ökosysteme (2020 – 2024)
Eine der wesentlichen durch die Digitalisierung angestoßenen Veränderungen für Unternehmen sind Digitale Innovationsplattformen. Im Kern Digitaler Plattformen steht eine softwarebasierte Infrastruktur („Plattform“). Diese Plattform wird von einem oder mehreren Unternehmen bereitgestellt („Plattformbetreiber“). Der Plattformbetreiber erlaubt anderen Unternehmen, komplementäre Produkte und Angebote auf der Plattform zu entwickeln und zu kommerzialisieren („Komplementärunternehmen“). Ein bekanntes Beispiel ist das iPhone: Apple erlaubt einer Vielzahl an Unternehmen komplementäre Angebote in Form von „Apps“ bereitzustellen. Apple profitiert dabei von einem steten Strom neuer Apps; Komplementärunternehmen erhalten Zugang zu einer Vielzahl an Kunden. Ein wesentliches Geschäftsrisiko für Komplementärunternehmen stellt der Markteintritt des Plattformbetreibers dar. Plattformunternehmen wie Apple, Google und SAP treten regelmäßig mit eigenen Produkten in den Komplementärmarkt der eigenen Plattformen ein. Beispielsweise kündigte Apple im Jahr 2018 überraschend eine App namens ScreenTime an, mittels welcher Nutzer einen Überblick über die Zeit erhielten, die sie an ihrem iPhone verbrachten. Jedoch existierten zuvor bereits mehrere Unternehmen, die Apps mit einer ähnlichen Funktionalität angeboten hatten. Aus Sicht der betroffenen Komplementärunternehmen kann dies weitreichende, teils existenzielle Folgen haben. Komplementärunternehmen stehen nunmehr im direkten Wettbewerb mit dem Plattformbetreiber, was letztlich zu deren Verdrängung führen kann.In der gegenwärtigen betriebswirtschaftlichen Forschung ist das Risiko des Markteintritts durch den Plattformbetreiber nur unzureichend verstanden. Bisherige Forschung beschäftigt sich mit Komplementärmarkteintritten vorrangig aus der Perspektive des Plattformbetreibers. Dort steht die Frage im Vordergrund, ob Plattformbetreiber in Komplementärmärkte eintreten sollten und welche Auswirkungen dies auf die Leistung der Komplementärunternehmen hat. Diese Studien erklären jedoch nicht, wann Komplementäre mit einem Markteintritt durch den Plattformbetreiber rechnen sollten.Ziel des beantragten Forschungsvorhabens ist es zu verstehen, welche Faktoren das Risiko des Markteintritts durch den Plattformbetreiber begünstigen. Es soll ein Modell getestet werden, welches Charakteristika der Nischen des Komplementärmarkts in Bezug mit Komplementärmarkteintritten des Plattformbetreibers setzt. Zur Erreichung dieses Ziels soll eine quantitativ-empirische Untersuchung im Kontext der Mobile-App-Plattformen Apple iOS und Google Android durchgeführt werden. Diese Untersuchung erfordert den Aufbau eines umfassenden Datensatzes zu Markteintritten durch Plattformbetreiber. Durch das beantragte Vorhaben sollen die Strategien und Produktentwicklungsentscheidungen von Komplementärunternehmen dahingehend verbessert werden, als dass diese vor dem Risiko zukünftiger Markteintritte durch den Plattformbetreiber betrachtet werden können.
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