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Laufende Drittmittel­projekte

ERC Starting Grant: Fair Competition in App Markets (2024 – 2029)

App-Märkte – wie der App Store von Apple oder Google Play – haben eine erhebliche wirtschaft­liche Bedeutung und treiben digitale Innovation voran. Im Jahr 2021 wurden beispielsweise allein über den App Store Trans­aktionen im Wert von über 511 Mrd. EUR abgewickelt, was dem BIP von Schweden entspricht.
 
Die Betreiber von App-Märkten sind jedoch aufgrund ihrer integrierten Gatekeeper-Struktur auch ins Visier der Regulierungs­behörden geraten: Sie betreiben einen Markt­platz und konkurrieren dort mit ihren eigenen Apps. Dies gibt den Betreibern von App-Märkten einen Anreiz, sich selbst zu bevorzugen: Sie bevorzugen ihre eigenen Apps gegenüber denen von Drittanbietern und verzerren so den Wettbewerb und schaden der App-Innovation.
 
Es besteht nach wie vor Ungewissheit darüber, wie dem Self-Preferencing mit politischen Maßnahmen wirksam entgegengetreten werden kann. Obwohl der Gesetzgeber Gesetzesentwürfe zur Einschränkung des Self-Preferencing vorgelegt hat, dar­unter den Digital Markets Act, sind die vorhandenen theoretischen Modelle dürftig, machen uneindeutige Vorhersagen und sind nicht empirisch abgesichert. Diese Ungewissheit ist problematisch, da die App-Märkte einen komplexen Knotenpunkt der digitalen Wirtschaft darstellen, in dem regulatorische Eingriffe – wenn sie nicht „richtig“ vorgenommen werden – ebenfalls der Innovation schaden können.
 
In diesem Projekt wird empirisch unter­sucht, wie sich verschiedene politische Maßnahmen gegen die Selbstreferenzierung von Apple und Google auf die App-Innovation in deren App-Stores auswirken.

DFG: Entscheidungs­architekturen auf Suchmaschinen-Plattformen (2024 – 2027)

Eine wesentliche Frage für Wissenschaft, Unter­nehmen und Politik ist, welchen Einfluss die Gestaltung einer Suchmaschinenplattform auf die Interaktionen zwischen Unter­nehmen und Kunden hat – bekannt als die Entscheidungs­architektur. Bisherige Forschungs­ergebnisse zeigen, dass teils geringfügige Änderungen in der Entscheidungs­architektur das Nutzer­verhalten erheblich beeinflussen können.

Das Ziel dieses Forschungs­vorhabens ist es, zu unter­suchen, welche Aus­wirkungen eine der am weitesten verbreiteten Entscheidungs­architekturen auf Suchmaschinenplattformen für Unter­nehmen hat, dem sogenannten „Unendlichen Scrollen“ („Infinite Scroll“). Unendliches Scrollen bedeutet, dass dem Nutzer statt einer seitenweisen (horizontalen) Ergebnisseite eine sich vertikal kontinuierlich erweiternde Ergebnisseite angezeigt wird. In Laborexperimenten wurde beobachtet, dass sich Nutzer im Falle des Unendlichen Scrollens anders verhalten, insbesondere erhöht sich deren Nutzungs­dauer sowie die Interaktion grundlegend. Trotz der weiten Verbreitung des Unendlichen Scrollens sind die Aus­wirkungen auf Unter­nehmen und Markt kaum durchdrungen.

Um die Aus­wirkungen zu verstehen, führt dieses Forschungs­vorhaben eine quasi-experimentelle Unter­suchung auf der Suchmaschinenplattform Google durch. Das Forschungs­design folgt einer Difference-in-Differences-Schätzung und nutzt die länder­spezifische Einführung des Unendlichen Scrollens zur Einteilung in Experimental- und Kontroll­gruppe. Es werden Hypothesen zu den Aus­wirkungen des Unendlichen Scrollens auf den Traffic der Webseitenbetreiber, das Suchvolumen, die Webseitenqualität und die Werbekosten getestet. Als Datengrundlage dienen umfassende und neue Daten eines Suchmaschinen-Analytics-Unter­nehmens.

Dieses Forschungs­vorhaben wird es ermöglichen, die Aus­wirkungen des Unendlichen Scrollen auf Unter­nehmen und Markt zu verstehen – und somit die bisher auf das Nutzer­verhalten konzentrierte Forschung zu komplementieren. Die Ergebnisse werden das wissenschaft­liche Verständnis von Entscheidungs­architekturen auf digitalen Plattformen hinsichtlich einer der am weitesten verbreiteten Entscheidungs­architektur erweitern. Durch die Ergebnisse lassen sich die wirtschaft­lichen Aus­wirkungen des Unendlichen Scrollens schätzen, denn es ermöglicht die Ermittlung verlässlicher, kausaler Schätzwerte.

Das Projekt hat große gesellschaft­liche Relevanz, da die Entscheidungs­architektur von Intermediären, insbesondere im Hinblick auf Wettbewerbs­fähigkeit und Verbraucherschutz, von großem Interesse für Gesetzgeber und Regulierungs­behörden ist. Die Ergebnisse ermöglichen die evidenz­basierte Regulierung von Entscheidungs­architekturen auf Suchmaschinenplattformen.

Abgeschlossene Drittmittel­projekte

DFG: Wettbewerb mit dem Plattformbetreiber: Eine empirisch-quanti­tative Unter­suchung Mobiler-App-Plattform-Öko­systeme (2020 – 2024)

Eine der wesentlichen durch die Digitalisierung angestoßenen Veränderungen für Unter­nehmen sind Digitale Innovations­plattformen. Im Kern Digitaler Plattformen steht eine software­basierte Infrastruktur („Plattform“). Diese Plattform wird von einem oder mehreren Unter­nehmen bereitgestellt („Plattformbetreiber“). Der Plattformbetreiber erlaubt anderen Unter­nehmen, komplementäre Produkte und Angebote auf der Plattform zu entwickeln und zu kommerzialisieren („Komplementär­unter­nehmen“). Ein bekanntes Beispiel ist das iPhone: Apple erlaubt einer Vielzahl an Unter­nehmen komplementäre Angebote in Form von „Apps“ bereitzustellen. Apple profitiert dabei von einem steten Strom neuer Apps; Komplementär­unter­nehmen erhalten Zugang zu einer Vielzahl an Kunden. Ein wesentliches Geschäfts­risiko für Komplementär­unter­nehmen stellt der Markt­eintritt des Plattformbetreibers dar. Plattform­unter­nehmen wie Apple, Google und SAP treten regelmäßig mit eigenen Produkten in den Komplementär­markt der eigenen Plattformen ein. Beispielsweise kündigte Apple im Jahr 2018 überraschend eine App namens ScreenTime an, mittels welcher Nutzer einen Über­blick über die Zeit erhielten, die sie an ihrem iPhone verbrachten. Jedoch existierten zuvor bereits mehrere Unter­nehmen, die Apps mit einer ähnlichen Funktionalität angeboten hatten. Aus Sicht der betroffenen Komplementär­unter­nehmen kann dies weitreichende, teils existenzielle Folgen haben. Komplementär­unter­nehmen stehen nunmehr im direkten Wettbewerb mit dem Plattformbetreiber, was letztlich zu deren Verdrängung führen kann.In der gegenwärtigen betriebs­wirtschaft­lichen Forschung ist das Risiko des Markt­eintritts durch den Plattformbetreiber nur unzureichend verstanden. Bisherige Forschung beschäftigt sich mit Komplementär­markt­eintritten vorrangig aus der Perspektive des Plattformbetreibers. Dort steht die Frage im Vordergrund, ob Plattformbetreiber in Komplementärmärkte eintreten sollten und welche Aus­wirkungen dies auf die Leistung der Komplementär­unter­nehmen hat. Diese Studien erklären jedoch nicht, wann Komplementäre mit einem Markt­eintritt durch den Plattformbetreiber rechnen sollten.Ziel des beantragten Forschungs­vorhabens ist es zu verstehen, welche Faktoren das Risiko des Markt­eintritts durch den Plattformbetreiber begünstigen. Es soll ein Modell getestet werden, welches Charakteristika der Nischen des Komplementär­markts in Bezug mit Komplementär­markt­eintritten des Plattformbetreibers setzt. Zur Erreichung dieses Ziels soll eine quanti­tativ-empirische Unter­suchung im Kontext der Mobile-App-Plattformen Apple iOS und Google Android durchgeführt werden. Diese Unter­suchung erfordert den Aufbau eines umfassenden Datensatzes zu Markt­eintritten durch Plattformbetreiber. Durch das beantragte Vorhaben sollen die Strategien und Produkt­entwicklungs­entscheidungen von Komplementär­unter­nehmen dahingehend verbessert werden, als dass diese vor dem Risiko zukünftiger Markt­eintritte durch den Plattformbetreiber betrachtet werden können.