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Warum finanz­ielle Bildung heute wichtiger denn je ist

Viele Menschen gehen unnötige finanz­ielle Risiken ein oder verpassen gute Chancen, weil sie nicht über genügend Wissen verfügen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. In einem Interview mit Tagesschau.de betont Prof. Dr. Carmela Aprea, Professorin für Wirtschafts­pädagogik, wie wichtig es ist, diese Wissenslücken zu erkennen und durch konsequente und langfristige Finanz­bildung zu schließen.

Während Deutschland in OECD-Umfragen leicht über dem Durchschnitt liegt, zeigen Selbsteinschätzungen jedoch ein anderes Bild: Nur 30 % der Befragten bewerten ihre Finanz­kenntnisse als gut. Jede*r fünfte Deutsche zwischen 14 bis 29 Jahren hat bereits Schulden, was zeigt, dass insbesondere junge Menschen mit diesem Thema zu kämpfen haben. Das Problem erstreckt sich jedoch über alle Alters­gruppen und sozialen Schichten.

Wer hat, dem wird gegeben

Laut Prof. Aprea hängt die Finanz­kompetenz oft stark vom Elternhaus ab. Daher spielen Schulen eine wichtige Rolle in der Finanz­bildung, da sie alle Lernenden erreichen können. Darüber hinaus kann die Integration von Finanz­kompetenz in den Lehr­plan dazu beitragen, Chancen­gerechtigkeit für alle Schüler*innen unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund zu gewährleisten.

Eine lebens­lange Lernaufgabe

Das Lernen über Geld sollte jedoch nicht in der Schule enden. Von der Kreditaufnahme über das Sparen bis hin zur Altersvorsorge – finanz­ielle Entscheidungen begleiten uns ein Leben lang. Viele der bestehenden Bildungs­programme sind jedoch nur von kurzer Dauer oder von unzureichender Qualität. „Es gibt viele Angebote, aber nur wenige, die wirklich nachhaltige Entscheidungs­kompetenzen vermitteln“, stellt Prof. Aprea fest. „Eine gute Finanz­bildung muss daher bestimmte Mindest­standards erfüllen, wie Unabhängigkeit, inhaltliche Richtigkeit, Bezug zum Lebens­alltag und wissenschaft­liche Evaluation.“

Die Zukunft der Finanz­bildung gestalten

Das Fazit von Prof. Aprea ist klar: Finanz­ielle Bildung ist nicht nur ein Nice-to-have, sondern ein Muss für ökonomische Teilhabe. Ihre Forschung am Mannheim Institute for Financial Education (MIFE), einer gemeinsamen Initiative der Universität Mannheim und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschafts­forschung (ZEW), zeigt weiterhin, wie effektive Finanz­bildung die Fähigkeit verbessert, fundierte finanz­ielle Entscheidungen zu treffen, Ungleich­heit zu verringern und die Gesellschaft insgesamt zu stärken.

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