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Weibliche Anlage­strategien schneiden besser ab

Von Professor Alexandra Niessen-Ruenzi, Inhaberin des Lehr­stuhls für Corporate Governance an der Mannheim Business School.

Professionelle Anleger verwalten einen großen Teil des weltweiten Vermögens. Ihre Anlageentscheidungen entscheiden nicht nur darüber, wie viel das Vermögen ihrer Kundinnen und Kunden Jahr für Jahr wächst, sondern auch darüber, welche Wirtschafts­zweige mehr Kapital erhalten. Daher ist es wichtig, die Gründe für ihre Entscheidungen zu verstehen, um sicherzustellen, dass persönliche Vorurteile nicht die Art und Weise verzerren, wie sie ihre Anlageportfolios zusammenstellen.

Gemeinsam mit meinen Kollegen Professor Hans Peter Grüner von der Universität Mannheim und Professor Christoph Siemroth von der University of Essex habe ich eine Studie verfasst, die zeigt, dass professionelle Fondsmanager mehr Geschäfte in Sektoren tätigen, die Güter herstellen, mit denen sie als Verbrauchende vertraut sind.

Dies trägt zu den unter­schiedlichen Mustern des Investitions­verhaltens von männlichen und weiblichen Fondsmanagern bei. Frauen neigen dazu, mehr Kleidung und Körperpflegeartikel zu kaufen, während Männer mehr Treibstoff kaufen und aktiver an den Finanz­märkten sind. Dies führt dazu, dass sich professionelle Anlegerinnen stärker auf Bereiche wie den Gesundheits­sektor konzentrieren, während ihre männlichen Kollegen eher in den Finanz- und Energiesektor investieren.

Unsere Ergebnisse basieren auf einer umfassenden Analyse der Konsumpräferenzen der höchsten Einkommens­gruppe der US-Verbraucherumfrage, denn Fondsmanager verdienen im Median ein Jahresgehalt von 400.000 US-Dollar. Wir finden eindeutige geschlechts­spezifische Unter­schiede bei den Kaufentscheidungen, die mit den Investitions­entscheidungen von Fondsmanagern korrelieren, wie die Unter­suchung von Daten zu Portfoliobeständen in den USA von 2004 bis 2019 zeigt.

Entscheidend ist, dass männliche Anlageportfolios in der Regel schlechter abschneiden. Unter einem „männlicheren“ Portfolio verstehen wir ein Portfolio, das sich stärker an den durchschnittlichen Anlageentscheidungen männlicher Fondsmanager orientiert. Gleiches gilt umgekehrt für „weiblichere“ Portfolios. Dabei handelt es sich natürlich um eine Skala: Es könnte männliche Anleger mit eher weiblichen Portfolios und weibliche Anlegerinnen mit eher männlichen Portfolios geben. Allerdings erzielen männlichere Portfolios im Durchschnitt niedrigere Renditen.

Das durchschnittliche männliche Portfolio erleidet einen Performanceverlust von 0,1–0,3 Prozentpunkten gegenüber dem durchschnittlichen weiblichen Portfolio. Wenn also das durchschnittliche weibliche Portfolio eine jährliche Rendite von 10 Prozent erwirtschaftet, würde das durchschnittliche männliche Portfolio eine jährliche Rendite von 9,7 Prozent erzielen.

Dieser Leistungs­rückgang ist erheblich. Ein Leistungs­rückgang von 0,3 Prozentpunkten bei einer jährlichen Rendite von 10 Prozent bedeutet beispielsweise, dass jemand, der im Jahr 2025 100.000 Dollar investiert, im Jahr 2035 rund 7.000 Dollar weniger zur Verfügung hat.

Angesichts der Tatsache, dass die Fondsverwaltung nach wie vor eine stark von Männern dominierte Branche ist, hat die unter­durchschnittliche Performance männlicher Portfolios Aus­wirkungen auf die Wirtschaft insgesamt. So sind zwar nur neun Prozent der US-Fondsmanager weiblich, aber nur drei Prozent des gesamten Nettovermögens werden von Frauen verwaltet, was ein starkes Geschlechtergefälle in diesem Beruf widerspiegelt. Diese Art von Asymmetrie könnte zu einer ineffizienten Kapitalallokation führen.

Warum also ist dies der Fall?

Nach früheren Theorien können konsum­orientierte Investitions­entscheidungen wirtschaft­liche Vorteile bringen, wenn sie auf der Vertrautheit der Anlegenden mit bestimmten Sektoren beruhen, mit denen sie als Verbraucher häufig interagieren. Diese Vertrautheit könnte zusätzliche Informationen und Einsichten bieten, die den Anlegenden helfen, das Kapital dorthin zu lenken, wo es zur Schaffung von Produktions­kapazitäten im Einklang mit der Nachfrage benötigt wird.

Dies funktioniert jedoch nur, wenn die Personen, die für die Kapitalanlage zuständig sind, den Verbrauchern ähnlich sind. Im Falle eines großen Geschlechtergefälles, bei dem die Hälfte der Bevölkerung durch weniger als 10 % der Anlegenden vertreten ist, kann dieses Miss­verhältnis dazu führen, dass Gelder schlecht investiert werden.

Eine Über­schlagsreichnung legt nahe, dass das Erreichen eines 50:50-Gleich­gewichts unter den professionellen Anlegerinnen und Anlegern, das die Gesamtbevölkerung genauer widerspiegelt, zu einer weitreichenden Umlenkung der Mittel in verschiedene Wirtschafts­sektoren führen würde, die den Verbraucherpräferenzen der Frauen entsprechen.

Dies würde bedeuten, dass mehr Geld in die Sektoren Gesundheits­wesen, Werkstoffe und Informations­technologie (IT) fließt, was die Innovation in diesen Bereichen fördern könnte, während die finanz­iellen Einschränkungen für den Energie- und Finanz­sektor zunehmen würden.

Eine größere Vielfalt unter den Fondsmanagern könnte auch die Risiken verringern, indem die Investitionen auf eine breitere Palette von Branchen verteilt werden.

Auf der Ebene der einzelnen Portfolios könnten Korrekturmaßnahmen eingeführt werden, um die unter­durchschnittliche Wert­entwicklung von eher männlich geprägten Portfolios auszugleichen. Eine stärkere Präsenz von weiblichen Fondsmanagern könnte sich vorteilhaft auf die jährlichen Renditen auswirken, aber es ist auch zu bedenken, dass männliche Anleger typisch weibliche Portfolios verwalten können. Ein wertvoller Ansatzpunkt könnte sein, das Bewusstsein professioneller Anlegerinnen und Anleger dafür zu schärfen, wie ihre Kaufgewohnheiten ihre Anlageentscheidungen beeinflussen können.

Zum Forschungs­papier A Man's World? Consumption-based Investment in the Mutual Fund Industry.

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