Forschungscampus M²OLIE geht erfolgreich in die letzte Förderphase
Das Ziel der sechs akademischen und 19 industriellen Partner der 3. Förderphase von M²OLIE ist die Vervollständigung des in den letzten zehn Jahren aufgebauten und aktuell in einer klinischen Studie evaluierten M²OLIE-Basisprozesses. Dieser soll zum M²OLIE-Closed-Loop-Prozess für die Diagnose und Therapie von Patientinnen und Patienten mit Leber-Oligometastasen an nur einem Tag weiterentwickelt werden. Es werden vier Projektmodule eingeführt, die in Zukunft flexibel für unterschiedliche Abläufe und Anwendungen auch bei anderen Indikationen (Tumore an der Lunge, Bauchspeicheldrüse und im Darmbereich) kombiniert werden können.
Der Prozess startet mit der Patientenaufnahme und der elektronischen Patientenaufklärung. Mit dem volldigitalen und umfassenden Prozessmanagementsystem, dem M²OLIE-Cockpit, werden die behandelnden Ärztinnen und Ärzte durch die verschiedenen Prozessschritte geleitet. Durch das Modul „Operational Platform“ wird die Anbindung aller Teilkomponenten des Prozesses in das Cockpit und in den Klinikalltag sichergestellt. Im Modul „Interventionsraum“ wird eine MRT-basierte Interventionsumgebung geschaffen, die durch einen hohen Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad die Effizienz und Präzision auf diagnostischer, therapeutischer und organisatorischer Ebene garantiert. Bei der Analyse der Biopsie wird im Modul „Labor“ die diagnostische wie auch therapeutische Analyse der Tumorheterogenität im Zentrum stehen, um eine vollständige, hoch-effiziente und zum Teil automatisierte Charakterisierung von Tumorherden zu erreichen. Das Modul „Tumorboard“ zielt auf der Einführung eines Ad-hoc- oder asynchronen Tumorboards ab, das über eine mobile App einberufen wird und integrierte Leitlinien zur Bestimmung der notwendigen Therapieoption nutzt.
Prof. Dr. Armin Heinzl, Lehrstuhl für ABWL und Wirtschaftsinformatik, fokussiert im Modul „Operational Platform“ die Patientenperspektive im Closed-Loop-Prozess mit seiner Projektgruppe am Institut für Enterprise Systems (InES) der Universität Mannheim. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Mannheim, dem Fraunhofer IPA, der Firma Medicalvalues GmbH und Varian Medical Systems, einer Tochtergesellschaft der Siemens Healthineers. Dabei werden vier Ziele verfolgt: (1.) Die elektronische Patientenaufklärung und -aufnahme soll weiter verbessert werden, um den M²OLIE-Prozess zu beschleunigen. (2.) In Kooperation mit Varian Medical Systems wird eine App-basierte Patientenbegleitung implementiert und integriert, um die spezifischen Bedürfnisse von M²OLIE-Patienten zu berücksichtigen. (3.) Das Team der Universität Mannheim zielt zudem darauf ab, die Patientenerfahrung und Behandlungsqualität von M²OLIE zu erheben und zu verbessern. (4.) Parallel dazu arbeitet die Forschergruppe vom InES an der Patientenbegleitung durch maschinelles Lernen zur psychosozialen Unterstützung von Tumorpatienten im Rahmen digitalisierter Behandlungsprozesse. Dabei werden erweiterte psycho-onkologische Unterstützungsmöglichkeiten erarbeitet, die auf künstlicher Intelligenz basierende Verfahren zur Risikoerkennung sowie Sprachmodelle zur Verbesserung der Patientenerfahrung verwenden. Unter der Leitung von Florian Rüffer baut dieses Vorhaben auf einer M²OLIE-spezifischen IT-Infrastruktur und entwickelten Prototypen aus der vorangehenden Förderphase auf, die von Luis Oberste geleitet wurde. Die psychosoziale Unterstützung von Tumorpatienten wird von Mechthild Pieper koordiniert, die zentrale Ergebnisse des DFG-Projekts „Verhaltensänderungen durch mobile Gesundheitsanwendungen (mHealth)“ einbringen wird. Für das Vorhaben erhält die Universität Mannheim knapp 700.000 Euro als Drittmittel. Die Ergebnisse münden in die geplante M²OLIE-Klinik zur Verstetigung der Ergebnisse des Forschungscampus.